Verkehrschaos in Magdeburg
Sternbrücke für Autos geöffnetMagdeburg. Die Sternbrücke darf ab sofort und bis kommenden Montag nun doch für den motorisierten Verkehr geöffnet werden. Das teilte das Landesverwaltungsamt (LVA) Dienstagmittag mit. Die Behörde ist für Genehmigung zur Öffnung zuständig.
Wegen Bauarbeiten an den Gleisen auf der Strombrücke kam es in der Landeshauptstadt am Montag bereits zu einem Verkehrschaos. Pendler berichteten von stundenlangen Staus, insbesondere während des Berufsverkehrs. Massive Kritik an der Stadt waren die Folge.
Die Strombrücke ist wegen dieser Bauarbeiten zur Zeit vollgesperrt. Die Sternbrücke wiederum, die vom Schleinufer in den Stadtpark führt, ist eigentlich ausschließlich für den Öffentlichen Personennahverkehr, Fußgänger und Radfahrer bestimmt.
Die Stadt Magdeburg hatte am Dienstag nun doch einen Antrag zur Öffnung der Sternbrücke beim LVA gestellt. Sie sei zugleich aufgefordert worden, "geeignete Maßnahmen zu treffen, um die Bevorrechtigung des Öffentlichen Personennahverkehrs auf der Sternbrücke sicherzustellen", so Gabriele Städter vom LVA.
Minister und Oberbürgermeister reagieren auf erheblich gestörte Verkehrsflüsse um die Strombrückenbaustelle
Kehrtwende mitten im Stau: Sternbrücke im Eilverfahren für Autoverkehr geöffnetDie Sternbrücke ist für den Autoverkehr geöffnet. Nachdem am Montagabend und Dienstagmorgen Tausende viel Zeit im Stau über die Nordbrücken verbrachten, lenkten Politik und Behörden ein und veranlassten ad hoc die Freigabe der Entlastungsstrecke. Sie führt allerdings auf engen Wegen durch den Stadtpark.
Magdeburg l Erst lässt der Oberbürgermeister in seiner Magistratsrunde ein Donnerwetter über dem Baubeigeordneten niedergehen. Dann ruft auch noch der Verkehrsminister persönlich an. Plötzlich ist die Sternbrücke offen.
Ungefähr auf diese Weise überschlugen sich gestern die Ereignisse. Vom Freitag vergangener Woche an bis zum Montag hatte die Rathauspressestelle auf Nachfrage dagegen die immer gleichlautende Antwort gegeben: Eine Öffnung der Sternbrücke zum Zwecke der Verkehrsentlastung während der Vollsperrung der Strombrücke sei nicht möglich - und deshalb auch gar nicht erst beim Land beantragt worden.
Rückblick: Am Freitag, 8. November, informiert das Rathaus in einer dürren Pressemitteilung über die ab Montag, 11. November, anstehende Vollsperrung der Strombrücke für eine Woche. Grund ist Reparaturbedarf der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) am Gleisbett. Auf Nachfrage zum Umgang mit den zu erwartenden Verkehrsbeeinträchtigungen wird auf die Umleitung über den Nordbrückenzug verwiesen. Am Montag bekräftigt die Rathauspressestelle schriftlich: "Weil die Sperrung (...) voraussichtlich nur bis zum kommenden Montag, 18. November, 20 Uhr, erforderlich ist, hat die Stadtverwaltung keine temporäre Öffnung der Sternbrücke beim Landesverwaltungsamt beantragt."
Gestern: die Kehrtwende.
Der Verkehrsminister meldet sich gegen Mittag als Erster öffentlich zu Wort und verkündet überraschend: "Eine zeitweilige Öffnung der Sternbrücke für den öffentlichen Kraftfahrzeugverkehr wird zu einer deutlichen Beruhigung des Verkehrs im Zentrum Magdeburgs, vor allem aber auch der Autofahrer beitragen." Er, Webel, werde den Antrag der Stadt auf eine Ausnahmegenehmigung deshalb nach Kräften unterstützen.
Minuten später berichtet ein hörbar zorniges Stadtoberhaupt am Redaktionstelefon auf Nachfrage: "Ich habe heute früh in meiner Dienstberatung kräftig Dampf abgelassen." Er selbst, so Lutz Trümper, habe erst aus der Zeitung von der Strombrückensperrung erfahren. "Ich habe mir das für die Zukunft verbeten." Gestern Morgen habe er sich die Baustelle persönlich angesehen. Trümper: "Die Frage ist, ob die Vollsperrung überhaupt nötig war oder nicht andere Baustelleneinrichtungen mit Ampellösungen möglich gewesen wären." Auch von der Entscheidung der Bauverwaltung, die Sternbrückenöffnung zur Entlastung erst gar nicht zu beantragen, will der Verwaltungschef bis gestern nichts gewusst haben.
Zwischenzeitlich klingelt der Verkehrsminister persönlich in der Angelegenheit bei Trümper an und serviert schon vor der Antragstellung die Genehmigung auf dem goldenen Tablett. Die zuständigen Mitarbeiter beim Landesverwaltungsamt - inzwischen ministerial auf Linie gebracht - signalisieren noch ehe der eilig aufgesetzte Antrag der Stadt eingeht, dessen Bewilligung. Ab jetzt ist alles Formsache: Antrag raus, Stempel drunter. Am Nachmittag ist die Brücke offen. Bis zum Abschluss der Arbeiten auf der Strombrücke bleibt der Entlastungsweg durch den Stadtpark passierbar. Über seine Freigabe darf die Stadt nicht im Alleingang entscheiden, weil der mit Fördermitteln bestrittene Sternbrückenbau an die Auflage zur Nutzung nur für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Nahverkehr gebunden ist. Ausnahmeöffnungen auch für Pkw sind nur mit dem Segen des Landes möglich. Bereits 2009 durften Autos über die Brücke rollen. Grund war Baugeschehen auf der Strombrücke.
Inwieweit die Öffnung der Sternbrücke im Fall des aktuellen Baugeschehens auf der Strombrücke allerdings zur echten Entlastung der Verkehrsströme von und nach Ostelbien taugt, bleibt noch abzuwarten.
Weil die derzeitige Strombrückenbaustelle just im Kreuzungsbereich zum Stadtparkeingang platziert ist, müssen Autofahrer einen abenteuerlichen, teilweise holprigen und über lange Passagen einspurigen Umweg durch den Stadtpark nehmen. Er ist über den Winterhafen und die Anna-Ebert-Brücke an die ostelbischen Stadtteile angebunden. Bis gestern Abend fehlte zumindest aus Richtung Innenstadt noch jegliche Ausschilderung auf der komplizierten Stadtparkroute, was zu Irritationen bei vielen Autofahrern und etlichen Wendemanövern am Richtung Osten versperrten Stadtparkausgang führte.