Mit großer Sorge haben wir den Brief des Betriebsrates an OB und die Stadträte zur Kenntnis genommen. Die Einstellung des Straßenbahnbetriebes ab 16.10.2021 muss unbedingt verhindert werden.
Dass der Betriebsrat nun zu diesem Mittel greift und an die Öffentlichkeit geht, macht die Situation der Bus- und Bahnfahrer bei der MVB deutlich. Es wäre jedoch falsch zu glauben, es betrifft nur das Fahrpersonal. Die Belastungen beim Werkstattpersonal und in anderen Bereichen der MVB sind ähnlich hoch.
Seit Jahren lastet ein enormer Kostendruck seitens der Stadtverwaltung auf der MVB. Auch die Fahrgäste spüren das seit Jahren und müssen immer wieder Ausfälle, Verspätungen und Angebotseinschränkungen hinnehmen. Die vielen Beschwerden der Fahrgäste dazu, die uns in der Vergangenheit erreichten, unterstreichen das.
Die geschilderte Situation ist allen, die sich mit ÖPNV beschäftigen, seit Jahren so auch bekannt. Die von verschiedenen Seiten geäußerte Kritik an der unzureichenden Finanzierung der MVB und des ÖPNV in Magdeburg und den daraus resultierenden Folgen wollten jedoch weder die MVB noch die Stadtverwaltung hören. Auch Kritik von Fahrgästen zu Ausfällen, Verspätungen und Angebotseinschränkungen wurde meistens abgewiegelt.
Das Fahrpersonal der MVB ist zu allen Tages- und Nachtzeiten und bei Wind und Wetter mit Bus und Bahn für die Fahrgäste unterwegs. Dieser herausfordernden Arbeit zollen wir enormen Respekt. Den Kostendruck ausgerechnet auf dem Rücken der Fahrer auszutragen ist unverantwortlich und gefährdet zudem die Sicherheit der Fahrgäste.
Das Fahrpersonal braucht gute Arbeitsbedingungen, ausreichend Ruhe- und Pausenzeiten sowie geregelte und verlässliche Dienstpläne.
Der Fahrgastverband Magdeburg hat in der Vergangenheit mehrfach gefordert, die Planstellen beim Fahrpersonal zu erhöhen. Das muss nun schnellstens umgesetzt werden.
Die Forderung des Betriebsrates nach funktionierenden Vorrangschaltungen für Bus und Bahn unterstützen wir ausdrücklich. Damit können sowohl Fahrzeiten reduziert als auch die Wendezeiten an den Endstellen verlängert werden, was wiederum die Pausenzeiten der Fahrer erhöht.
Für Verwunderung sorgt bei uns als Fahrgastverband immer wieder, dass das Management der MVB den Spardruck ungefiltert an seine Mitarbeiter weitergibt. In einem guten Unternehmen kann man erwarten, dass die Geschäftsführung sich vor die Belegschaft stellt und den Verantwortlichen in der Verwaltung und dem Aufsichtsrat klar macht, dass die jetzigen finanziellen Zuweisungen nicht ausreichend sind, um einen sicheren, modernen und zukunftsorientierten ÖPNV zu gewährleisten.
Die MVB ist mit ihrer Devise „Mit möglichst wenig Geld möglichst viel Leistung anzubieten“, gescheitert.
Die Mehrheit der Stadträte hat in den vergangenen Jahren das Thema ÖPNV nicht ernst genommen und der MVB im städtischen Haushaltsplan nicht ausreichend finanzielle Mittel zugewiesen.
Der Fahrgastverband Magdeburg e.V. betont an dieser Stelle erneut, dass ein moderner, fahrgastfreundlicher und klimagerechter ÖPNV vor allem eine Frage des politischen Willens ist. Wir fordern Stadtrat und Verwaltung dazu auf, der MVB ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen bereitzustellen, um diese Zukunftsaufgabe zu bewältigen.
Quelle:
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