Hallo ex-Wilhelmstädter (und alle anderen natürlich auch),
ich möchte Dich keineswegs angreifen, schon deswegen:
... Ich selbst bin übrigens für den Bahnhofstunnel, möchte aber auch weiterhin eine Straßenbahn vom Hbf Richtung Westen fahren sehen.
Aber das
... Beide Fusswege rechts und lings komplett entfernen und führ eine Autospur nutzen. Die Straßenbahn in der Mitte belassen. Den Fußgängerverkehr, der unter den Brücken fsat gegen Null tendiert über den Bahnhofstunnel in Richtung Tunnel Damaschkeplatz leiten. ...
ist eine Variante, die den Zustand zementiert und kein Entwicklungspotential für einen guten öffentlichen Verkehr bietet.
Ich bin keineswegs ein Freund von Tunnellösungen, zumal gerade an dieser Stelle sowohl ingenieurtechnische Unwägbarkeiten zu erwarten sind (Wasser im Tunnel bei Starkregen) als auch - aufgrund der knappen Kassenlage der Stadt Magdeburg - eine ästhetische Einbindung in das Stadtbild eher nicht zu erwarten ist.
Diese Tunnellösung hat aber den Charme, eine effektive Nahverkehrsschnittstelle zu ermöglichen. Das Umsteigen zwischen den Straßenbahnen der MVB und den Zügen der Deutschen Bahn und ihrer Mitbewerber wird durch Bahnsteigzugänge von der Ernst-Reuter-Allee um Größenordnungen verbessert. Der jetzige Zustand mit weiten Wegen zu den Bahnsteigen des Hauptbahnhofs von den Haltestellen City Carré und Damaschkeplatz, bei ersterer noch durch die fußgängerunfreundliche Ampelanlage in Höhe Brandenburger Straße zusätzlich verlängert, ist einfach abschreckend (ich nehme ihn mit Knurren täglich hin). Auch in einem Straßenbahnforum sollte in der Diskussion nicht aus den Augen verloren werden, dass öffentlicher Verkehr nicht nur aus Straßenbahn besteht und gerade in Magdeburg auf Grund seiner großen Nord-Süd-Ausdehnung und der relativ guten Erschließung der Nord-Süd-Achse durch DB et al. die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel als Alternative zum Pkw für manchen erst interessant wird, wenn das Umsteigen nicht zur Zeitfalle wird.
Da Herr Wendenkampfs BUND auch den öffentlichen Verkehr als Alternative zum MIV empfiehlt
"... wann immer möglich auf das Auto zu verzichten und öffentliche Verkehrsmitteln zu nutzen, mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen ...", kann ich seine Tunnelgegnerschaft nur in seine immer mal wieder kolportierte "erstmal-dagegen-klagen-Mentalität" einordnen. Die Idee mit dem Radfahren ist eine feine Sache, ich kann es mir aber nicht erlauben, nach einer halben Stunde Radpartie im November vom Regen oder im Juli vom Schweiß durchnässt im Büro einzutreffen.
Das City Carré hat sicherlich ernsthafte wirtschaftliche Interessen, die gegen den Tunnel sprechen. Ob diese Interessen höher zu bewerten sind als eine gute Verkehrslösung, sei dahingestellt.
Die Schnittstellen zwischen den Verkehrsmitteln werden aber leider immer wieder vernachlässigt.
- Beim Neubau der Bahnbrücken über die Lübecker Straße vor vielen Jahren hätte eine solche entstehen können: direkter Zugang von den Bahnsteigen zu einer unter der Brücke liegenden Haltestelle.
- Der S-Bahn-Haltepunkt Nordfront wurde gestrichen. Momentan gibt es eine gute Anbindung vom Neustädter Feld zu den Nahverkehrzügen am Bahnhof Neustadt durch die Buslinie 69. Fällt diese mit der Straßenbahnlinie ins Neustädter Feld weg, muss am Hauptbahnhof umgestiegen werden, selbst mit Tunnellösung und Haltestelle am Kölner Platz dürfte das eine erhebliche Verschlechterung sein.
Viele Grüße
Der Waldmeister (auch ein ex-Wilhelmstädter)
Edit: Zwei Kommas raus, ein Punkt rein.