Zehntausende Euro Schaden in wenigen Tagen / Verkehrsbetriebe: "Besonders extremer Fall"
Vandalismus: Polizei sucht Bahn-HasserSind Bahnen kaputt, landen sie bei MVB-Werkstattmeister Jens Kästner. Der häufigste Vandalismus-Schaden sind zerkratzte Scheiben. "Wir haben Bahnen, da ist fast jedes Glas beschädigt", sagt er. | Foto: Alexander DingerMehr als 80 Haltestellen-Scheiben haben Randalierer in den vergangenen Tagen mit einem Spitzhammer zerstört. Dabei soll es sich um die gleichen Täter handeln. Der Schaden geht mittlerweile in die Zehntausende.
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Magdeburg l Eine Spur der Verwüstung hat sich Anfang der Woche durch Stadtfeld gezogen. Im Bereich der Harsdorfer, Puschkin- und Eisnerstraße wurden mehr als 30 Haltestellenscheiben zerstört. Dabei gingen die Täter laut Polizeisprecher Frank Küssner immer nach dem gleichen Muster vor. "Offensichtlich wurde ein Nothammer benutzt, wie er in Bussen und Straßenbahnen zu finden ist", sagt er.
Bereits Ende der vergangenen Woche wurden sechs Haltestellen im Olvenstedter Graseweg zerstört. Dort gingen 50 Scheiben zu Bruch. Gesamtschaden: mehrere Zehntausend Euro. Ermittler gehen davon aus, dass es sich um ein und dieselbe Tätergruppe handelt. "Konkret werden drei Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren verdächtigt, die Straftaten begangen zu haben", sagt Küssner. Mehrere Zeugen sollen die Gruppe bei ihren Taten beobachtet haben. Inzwischen geht die Polizei nach Informationen der Volksstimme konkreten Hinweisen nach.
Anfang der Woche ist eine Gruppe Jugendlicher über die Olvenstedter Straße gezogen und hat mehrere Haltestellen zerstört. | Foto: Alexander Dinger"Ich kann mich in jüngster Zeit nicht an so einen extremen Fall erinnern", sagt ein Sprecher der Werbe-Firma Ströer. Dem Unternehmen gehören die Häuschen, den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) der Haltestellenbereich. Werden - wie Anfang dieser Woche - die Scheiben der Häuschen zerstört, muss Ströer die Kosten tragen. "Im Jahr bleiben wir nur in Magdeburg so auf 30 000 Euro sitzen", so der Sprecher weiter. Die Haltestellen seien Riskogut und schlichtweg "nicht versicherbar".
Auch bei den MVB ist man ratlos. "An so einen Fall von Vandalismus kann ich mich persönlich auch nicht erinnern", sagt Sprecherin Juliane Kirste. Allein in diesem Jahr seien Ströer und den MVB durch das Zerstören von 340 Scheiben, Spritzschutzwänden und Werbevitrinen ein Schaden von 45 000 Euro entstanden.
Im Betriebshof Süd/Ost in Westerhüsen der MVB landen alle defekten Straßenbahnen. | Foto: Alexander DingerInsgesamt verzeichneten die MVB in diesem Jahr mehr als 100 größere Vandalismusschäden - die angekratzte Scheibe in der Bahn ist da noch nicht mit eingerechnet. Gesamtschaden nur für die MVB: mehr als 50 000 Euro. Während des vergangenen Hochwassers wurden beispielsweise mehrere Straßenbahnen am Westring/Europaring abgestellt. Als Magdeburg an den Deichen kämpfte, zerstörten mehrere Täter die Scheiben an den Straßenbahnen. "Nach dem Hochwasser konnten wir die Bahnen nicht mehr einsetzen, weil sie zur Reparatur in den Beriebshof mussten", sagt MVB-Sprecherin Kirste der Volksstimme. Solange nur die Seitenscheiben zerkratzt sind, können die Bahnen weiterfahren. Sind aber - wie im Fall der am Europaring geparkten Bahnen - die Frontscheiben beschädigt, müssen sie ausgewechselt werden.
Sind die Bahnen kaputt, landen sie im Betriebshof in Westerhüsen bei Werkstattmeister Jens Kästner. "Graffiti, aufgeschlitzte Polstermöbel, zerschlagene Scheiben - bei uns kommt alles rein", sagt Kästner.
Unterdessen bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. "Wir bearbeiten die vorliegenden Fälle aufgrund der konkreten Täterhinweise zentral", sagt Küssner. So will die Polizei nun auch frühere Vandalismusfälle dahingehend prüfen, ob ein und dieselbe Tätergruppe hierfür verantwortlich sein könnte. Zeugenhinweise: 0391/546 1091.