Jetzt ist der Koalitionsvertrag fertig.
https://www.gruene-hamburg.de/wp-content/uploads/2020/06/Koalitionsvertrag-SPD-Gr%C3%BCne-2020.pdfVerkehr gibt es ab Seite 96.
Vieles von dem was dort steht ist im Grunde Fortsetzung dessen was bereits in den letzten Legislatur angekündigt bzw. angeschoben wurde. Das muss aber nichts schlechtes sein: Denn die Hamburger Verkehrspolitik krankt seit mindestens 30 Jahren immer daran, dass jedes mal wenn sich der Senat neu zusammengesetzt hat, das vorherige nicht galt. Daran hatte leider 1993, 2001 und 2010 die Straßenbahn zu leiden. Ich finde es jetzt aber gut, dass man die kommenden 5 Jahre an den bereits begonnenen Projekten - wie zum Beispiel die U5 - weiterarbeiten wird.
Gut finde ich das die Schnellbusse abgeschafft werden. Die Schnellbusse sind 1. Klasse-Busse. Man muss Zuschlag zahlen (es sei denn man hat sowieso ein 1.Klasse-Ticket), und die Busse fahren meist in die Innenstadt und halten nicht überall. Eingeführt wurden die Busse wohl irgendwann in den 60ern oder 70ern, um eine alternative zu Schnellbahn zu haben, da damals nur wenige U- und S-Bahn-Stationen für Mobilitätseingeschränkte Personen nicht nutzbar waren (Spricht: Die Zugänge hatten Treppen und nichts weiter.) Das hat sich aber besonders in den letzten 20 Jahren geändert. Da in den letzten Jahren bereits einige Schnellbusse in normale Stadtbusse umgewandelt wurden, war das für mich erwartbar.
Die Schnellbusse sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Expressbussen: Die halten auch nicht überall, sind aber zum Teil Ableger einer normalen Metrobuslinie (X3), zum Teil Nachfolger der schon immer zuschlagfreien Eilbusse E. (X86, X35) Die E-Linien waren meines wissen auch Linien die nicht überall hielten, aber nur in der HVZ fuhren um bestimmte Hotspots anzubinden so fährt der X86 auch heute wohl nur zu Schichtwechselzeiten von Airbus. Die E-Busse waren also Pendlerbusse.
Gut finde ich auch dass man die Überlastung des Hauptbahnhofes anspricht. Es ist der Bahnhof mit dem Größten Reisendenaufkommen in Deutschland und hat nur 8 Fernbahnsteige. Die Verhältnisse dort können im Berufverkehr durchaus mit Indien mithalten.
Das gilt aber nicht nur für die Fernbahn: So habe ich - als ich vor einiger Zeit in Hamburg war - erlebt das eine S31 nach Harburg, nachmittags unter der Woche, ausgefallen ist. Bei der 5 Minuten später fahrenden S3 mussten Sicherheitsleute den Zugang regeln. In dem Zusammenhang ist die S32 (dafür müssen auf der Harburger Strecke wohl die Signale umgebaut werden, um einen dichteren Takt fahren zu können).
Verwunderung sorgt bei mir, dass man die S2 zur Volllinie machen will. Da waren bestimmt mehrere Verhandler aus Bergedorf mit am Tisch.
Lange Jahre war es nämlich so, dass die S2 immer nur in Lastrichtung gefahren ist. Also morgen Richtung Innenstadt, nachmittags Richtung Bergedorf. Abgestellt wurde die Züge dann in der Abstellanlage Altona. Da war nämlich Platz, weil alle Bahnen die dort Abends/Nachts abgestellt sind, tagsüber im Einsatz sind. Eigentlich hätte ich es eher von der S11 erwartet, dass die zur Volllinie wird. Denn die ist immer schon in beide Richtungen gefahren - also innerhalb der HVZen.
Quatsch finde ich wiederum, dass man zur Einführung eines 10-Minuten-Taktes nach Wedel die S1 in Blankenese gebrochen werden soll. Auch wenn ich den Grund, nämlich die Eingleisigkeit zwischen Blankenese und Sülldorf in Verbindung mit dem Sackbahnhof Blankenese, durchaus verstehen kann.
Der Hamburger Senat wird sich übrigens auf für den Bau des Ost-Koridors einsetzten - bzw. zumindest schonmal nicht im Weg sein. Letzteres kann auch viel wert sein.
Auch der Tunnel Hbf - Diebsteich (also Bf. Altona neu), hat es als Prüfauftrag in das Papier geschafft. Meinetwegen kann man das prüfen, ich glaube aber nicht das da viel rumkommt. Ich lasse mich aber gern eines besseren belehren.
Außerdem ist angedacht mehr Fahrradabstellplätze an den Schnellbahnstationen zu bauen. (Keine Randotiz: In U- und S-Bahnen, Fähren und Bussen ist die Radmitnahme in der Sperrzeit verboten, und außerhalb der der Sperrzeit ist es kostenlos. Wobei natürlich immer das jeweilige Fahrpersonal das letzte Wort hat.)
Wenn man den Weg geht, den man jetzt angekündigt hat, bin ich in 5 Jahren durchaus zufrieden.