Autor Thema: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn  (Gelesen 7555 mal)

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #15 am: 28. Juli 2021, 14:43:08 »
Versichert. Gesichert. Viele Jahrzehnte lang konnte nichts, aber auch wirklich gar nichts der kleinen Leuchtreklamen-Familie auf dem Wohn- und Geschäftshaus am Zentralen Platz anhaben. Unermüdlich blinkte der Slogan mit dem Signet und warb für den Schutz der Staatlichen Versicherung. Die Ladengeschosse dominierte die »Erich-Weinert-Buchhandlung«, flankiert von einer Drogerie und einem Maßkonfektions-Geschäft, in das 1979 die »Burg-Galerie« einzog.

Der Straßenbahnzug der Linie 10, der im September 1974 gerade die Kreuzung Karl-Marx-Straße/Wilhelm-Pieck-Allee in Richtung Rothensee überquert, besteht aus sogenannten Aufbauwagen. Diese Fahrzeuge entstanden auf noch brauchbaren Fahrgestellen kriegsbeschädigter Wagen. Der Triebwagen wurde 1950 in der Werdauer Waggonfabrik gebaut, die Beiwagen fertigte im gleichen Jahr der Waggonbau Gotha. Die Fahrzeuge wurden 1975 und 1976 ausgemustert und verschrottet.

Foto: Rudolf Grunig/Sammlung Ralf Kozica



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/pcb.2027053027459938/2027048617460379

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #16 am: 28. Juli 2021, 14:44:01 »
13. Juni 1964. Mit der Beschilderung »Ohne Schaffner Zahlboxbetrieb« erreicht der fabrikneue Gotha-Großraumzug auf der Karl-Marx-Straße (heute Breiter Weg) die Haltestelle an der Kreuzung Wilhelm-Pieck-Allee (heute Ernst-Reuter-Allee). Regulär fuhr die Linie 3 hier nicht, vermutlich wurde sie wegen Bauarbeiten umgeleitet.
Der 1964 gelieferte Triebwagen 440 kam 1970 zu den Berliner Verkehrsbetrieben.

Im Hintergrund ist die Ladenstraße mit den letzten erhaltenen Barockhäusern zu sehen.

Foto: Wolfgang Schreiner/Sammlung IGNah



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/pcb.2027053027459938/2027048680793706

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #17 am: 29. Juli 2021, 06:26:16 »
Am 12. April 1946 wurden die ersten Aufbaupläne für die Magdeburger Altstadt öffentlich vorgestellt. Sie waren das Ergebnis eines Ideenwettbewerbes, für den insgesamt 97 Entwürfe eingingen. Die Auslobung zum Wettbewerb verwies auf die Erhaltung verbliebener Werte, die in den Versorgungsleitungen, Straßendecken, aber auch in den nur gering geschädigten Gebäuden sowie in den Resten der historisch wertvollen Bauten lagen.

Zur Vermeidung einer ungeplanten »wilden« Bebauung der Innenstadt wurde bereits 1947 fast die gesamte Altstadt zum Bausperrgebiet erklärt.
Am 29. September 1948 stellte der Leiter des Neuaufbauamtes Stadtbaurat Gerhard Gauger mehrere Entwürfe für den Wiederaufbau des Zentrums vor. Aus den Entwürfen wurde ein erster Bebauungsplan für die Altstadt erstellt.
1950 wurden das bisherige Bauamt und das Neuaufbauamt zusammengelegt. Die Leitung der Planungsabteilung lag in den Händen von Hugo Wölfle, dessen Vorschlag für die Bebauung der zerstörten Innenstadt 1946 den 1. Preis erhalten hatte.

Mit dem Aufbaugesetz vom 6. September 1950 begann das politische Gezerre um den Wiederaufbau: Handelnde Personen wurden aus ihren Ämtern entfernt, Aufbaupläne abgelehnt, überarbeitet und erneut abgelehnt.

Im Frühjahr 1951 begann außerhalb des Bausperrgebietes im mittleren Abschnitt des Breiten Wegs (spätere Karl-Marx-Straße) der Aufbau. 1952 konnten die ersten Blöcke der »Ladenstraße« (und ein mittlerweile fertiggestellter Wohnblock auf der Nordseite des Alten Marktes) bezogen werden. Derweil hielten die Debatten um die endgültige Gestaltung des Zentralen Platzes an.

Zunächst wurde noch der alte Straßenverlauf beibehalten, die Ostseite der Ladenstraße erhielt einen breiten Grünstreifen. Der vierspurige Ausbau der Karl-Marx-Straße erfolgte 1967.

An der Bärstraße markiert an der Fassade des Bärbogens ein Sandsteinrelief von Eberhard Roßdeutscher den Beginn des Wiederaufbaus: 1. Mai 1951.

Diese Ansichtskarte dürfte eine der ersten sein, die mit der Ladenstraße das neue Magdeburg zeigen. Links hinter dem letzten Wagen des Straßenbahnzuges der Linie 1 erkennbar, werden an der Ecke zur Himmelreichstraße bis 1960 die letzten verbliebenen Barockhäuser restauriert sein. Der Blick geht nach Norden. Noch markieren die Türme der Katharinenkirche den Nordabschnitt des Breiten Wegs.

Urhebervermerk: K.G.V. Fotohaus Magdeburg | Foto: unbekannt | Magdeburg – Breiter Weg | 1952 | Sammlung Ralf Kozica



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/a.2020230394808868/2027462424085665/

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #18 am: 02. August 2021, 18:28:19 »
Auf einer der bereits gezeigten Ansichtskarten warb das Reklameschild auf einem Straßenbahntriebwagen für ein Damenmodegeschäft am Zentralen Platz: »kleide dich nett im adrett«. Wolfgang Schreiner wollte zwar den Gotha-Zug auf der Linie 4, der gerade die Kreuzung Wilhelm-Pieck-Allee/Karl-Marx-Straße (heute Ernst-Reuter-Allee/Breiter Weg) passiert, fotografieren. Als Bonus liefert er uns das Bekleidungshaus »adrett«. Das Schmuddelwetter im Februar 1977 unterstreicht noch die Leere und Trostlosigkeit des unfertigen Zentralen Platzes. Heute ist dieser Blick nicht mehr möglich, denn an dieser Stelle zieht das Allee-Center das Interesse auf sich.

Urhebervermerk: Foto Wolfgang Schreiner, Leipzig | 18.02.1977 | Sammlung IGNah



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/pcb.2030633597101881/2030629707102270/

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #19 am: 02. August 2021, 18:29:01 »
Jetzt widmen wir uns wieder der »Ladenstraße« im Südabschnitt der Karl-Marx-Straße. Diese Ansichtskarte zeigt die Ostseite, noch mit den Doppelarm-Leuchten aus dem VEB Spannbetonmastenwerk Coswig und dem breiten Grünstreifen. 1967 wird die Straße um- und vierspurig ausgebaut sein.

Urhebervermerk: VEB VOLKSKUNSTVERLAG REICHENBACH i. V. | Foto: VKV Kühn | Magdeburg – Karl-Marx-Straße | undatiert | Sammlung Ralf Kozica



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/pcb.2030633597101881/2030629710435603

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #20 am: 02. August 2021, 18:29:47 »
Diese Ansichtskarte zeigt die Ladenstraße nach dem Umbau 1967 deutlich verbreitert. Der Fotograf hat die Gotha-Straßenbahn der Linie 2 vorbeifahren lassen, um das Objekt der Begierde vieler DDR-Bürgerinnen und -Bürger, den Trabant 601, angemessen in Szene zu setzen. Für viele Menschen war das Warten auf den Trabbi eher eine Geduldsprobe, bis zur Lieferung war dann doch noch mehrere Jahre Straßenbahnfahren angesagt.

Urhebervermerk: GEBR. GARLOFF KG MAGDEBURG | Foto: unbekannt | Magdeburg – Karl-Marx-Straße | undatiert | Sammlung Ralf Kozica



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/pcb.2030633597101881/2030629743768933

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #21 am: 03. August 2021, 11:09:11 »
Es wäre wirklich schön, wenn man als Nichtbenutzer des Fratzenbuchs die Bilder auch komplett betrachten könnte.

Ansonsten, verschenkte Liebesmühe.
« Letzte Änderung: 03. August 2021, 14:44:35 von Ex-Wilhelmstädter »

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #22 am: 03. August 2021, 16:06:50 »
Im Bereich des Domplatzes und des Südabschnittes der Karl-Marx-Straße sollten gemäß den Vorgaben des Ministeriums für Bauwesen Wiederaufbauprojekte erst nach 1965 realisiert werden.

Im 12. Juli 1963 reichte die Stadt Magdeburg zur 9. Plenartagung der Bauakademie einen Teilbebauungsplan für den Südabschnitt der Karl-Marx-Straße ein. Zuvor waren die Finanzmittel für ein traditionelles Bauvorhaben am Domplatz zugunsten des Nordabschnitts der Karl-Marx-Straße »umgeleitet« worden.

Das bauliche Konzept der Magdeburger Architekten für den westlichen Abschluss des Domplatzes korrigierte Prof. Hanns Schmidt von der Deutschen Bauakademie. Direkt am Domplatz wurde ab 1962 ein fünfgeschossiges Appartementhaus nach Entwürfen von Johannes Schroth errichtet. Schroth wurde 1969 Chefarchitekt in Magdeburg.

Der Domplatz sollte nach Abschluss von archäologischen Teilausgrabungen als Parkplatz genutzt und vollständig gepflastert werden. Bis in die 1970er Jahre bestimmten jedoch die Magdeburger Messe und Zirkusgastspiele das Geschehen auf dem Domplatz. Das Appartementhaus wurde Ende der 1990er Jahre im Zuge einer Neubebauung der Domplatz-Westseite mit einem Büro- und Einzelhandelskomplex abgerissen. Ein interessanter und teuer gebauter Innenstadt-Traum: Die Sanierung der dort ansässigen NordLB wird mit 3,5 Milliarden Euro veranschlagt, auch das Land Sachsen-Anhalt ist als Aktionär in der Pflicht.

Mit den neuen Tatra-Straßenbahnen war es der MVB in der zweiten Hälfte des Jahres 1969 möglich, den Linienverkehr auf der »2« typenrein und modern zu gestalten. Die Stromversorgungsanlagen ließen zunächst nur die Bildung von Zwei-Wagen-Zügen (Tw + Tw oder Tw + Bw) zu. Die Tatra-Straßenbahnen des aus dem Typ T3 für die DDR abgeleiteten Typs T4D gelten heute als Designikonen des tschechischen Industriedesigners František Kardaus.

Urhebervermerk: BILD UND HEIMAT REICHENBACH (VOGTL.) | Foto: Biscan | Magdeburg – Karl-Marx-Straße und Dom | undatiert | Sammlung Ralf Kozica



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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #23 am: 04. August 2021, 06:21:44 »
Bis 1965 wurden drei achtgeschossige Wohnscheiben des Plattenbau-Typs M8, basierend auf dem Typ QP64 vom Berliner VEB Wohnungsbaukombinat, auf der Ostseite der südlichen Karl-Marx-Straße (heute Breiter Weg) gebaut. Ein Gebäude fiel für den Bau der Grünen Zitadelle von Friedensreich Hundertwasser, die 2005 fertig gestellt wurde. Die anderen beiden Wohnblöcke mussten für eine Neubebauung des Domviertels weichen, für das im Sommer 2017 Baustart war.

Auf dieser Ansichtskarte hat sich Baugeschichte versammelt: Der Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina, dessen Baubeginn mehr als 800 Jahre zurückliegt und der als erster gotischer Dom auf deutschem Boden gilt. Links von ihm das 1923 eröffnete und stets wie ein Fremdkörper wirkende Reichsbankgebäude, das heute vom Dommuseum Ottonianum Magdeburg und der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg WOBAU genutzt wird. Rechts daneben einer von zwei nebeneinander stehenden achtgeschossigen Plattenbauten mit der strahlenden, aus weißen Keramikfliesen bestehenden Fassade. Die Existenz der Wohnhäuser war, gemessen am Dom, nur von der Dauer eines Wimpernschlags. Die in der Karl-Marx-Straße stehende Spannbeton-Doppelleuchte scheint etwas hochmütig auf die alte Gaslaterne in der einmündenden Anhaltstraße herabzublicken. Und der gelb-schwarze Kiosk des Postzeitungsvertriebs wäre heute ein begehrtes Designerstück, gäbe es ihn noch.

Der Straßenbahnzug ist so typisch für Magdeburg wie der Dom. Der Triebwagen wurde entweder 1927/28 bei Christoph & Unmack Niesky oder 1925 in der Waggonfabrik Dessau gebaut (die nicht erkennbare Wagennummer erschwert die Zuordnung). Bis 1977 gingen nahezu alle Triebwagen dieser Bauart den Weg alten Eisens. Die Beiwagen lieferte die Waggonfabrik Dessau im Jahre 1926. 1972/73 wurden auch sie ausgemustert und verschrottet.

PS: Für unsere weitere Ansichtskartenreise steigen wir in die nächste Straßenbahn und fahren zwei Haltestellen bis zum Boleslaw-Bierut-Platz, um uns den Nordabschnitt der Karl-Marx-Straße und den Alten Markt anzusehen.

Urhebervermerk: GEBR. GARLOFF MAGDEBURG | Foto: unbekannt | Magdeburg – Dom | undatiert | Sammlung Ralf Kozica



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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #24 am: 05. August 2021, 06:24:09 »
Unsere Reise geht mit der Straßenbahn zurück in Richtung Nordabschnitt der Karl-Marx-Straße. An der Haltestelle Karl-Marx-Straße/Wilhelm-Pieck-Allee widmen wir dem berühmt-berüchtigten »Blauen Bock« einen Moment der Erinnerung.

An der Stelle, an der der »Blaue Bock« stand, befand sich einst der Firmensitz des Textilgroßhändlers Heinrich Mittag.
Der siebengeschossige Plattenbau wurde 1967 erbaut und sollte ursprünglich als Bauarbeiter-Hotel dienen. Die Fassade bestand größtenteils aus blauen Kacheln, die ihm zu seinem Namen »Blaues Wunder« und später »Blauer Bock« verhalfen. Auf jeder der sieben Etagen befanden sich 46 Einraumwohnungen. Das Haus war mit Zentralheizung, Fahrstuhl und Müllschlucker ausgestattet und wurde von einem Hausmeister-Ehepaar betreut. Die Bewohner waren etwa zur Hälfte Rentner*innen und mobilitätseingeschränkte Menschen, die auf der Südseite mit Blick auf den Zentralen Platz wohnten. Die Nordseite bewohnten junge Krankenschwestern, Monteure und Schauspieler. Das Geschehen auf der Nordseite dürfte endgültig zum Spitznamen »Blauer Bock« geführt haben.

Im Ladengeschoss residierte die Magdeburger Filiale des Reisebüros der DDR.

2014 erwarben die Städtische Werke Magdeburg SWM das bis dahin rund 20 Jahre leerstehende Haus in bester Citylage, um es 2016 abzureißen und anschließend an seiner Stelle ihre neue Unternehmenszentrale zu errichten.

Auf den letzten Wagen des bereits anfahrenden Straßenbahnzuges springt noch ein sportlicher Fahrgast! Wer weiß schon, wann die nächste »10« kommt.

Urhebervermerk: GEBR. GARLOFF MAGDEBURG | Foto: unbekannt | Zentraler Platz – Wilhelm-Pieck-Allee | undatiert, ca. 1968 | Sammlung Ralf Kozica



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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #25 am: 05. August 2021, 06:24:50 »
Der Lowa-Triebwagen 10 des Typs ET 54 fährt am 4. April 1958 bereits über die neue Ost-West-Straße, die Wilhelm-Pieck-Allee, und biegt in den Südabschnitt der Karl-Marx-Straße ein. Der Triebwagen wurde 1955 im Waggonbau Gotha hergestellt, 1975 ausgemustert und verschrottet. Die typische eigenwillig-bauchige Form des Wagenkastens diente der Verbesserung der Stabilität der Lowa-Wagen. Diese Art der Gestaltung findet man auch an modernen Straßenbahnen. Heute wird das »Bombierung« genannt und soll eine großzügigere Sitzplatzverteilung und dennoch die Einhaltung der Wagenkastenbreite im unteren Fahrzeugbereich zum sicheren Befahren von Haltestellenanlagen ermöglichen.

Im Hintergrund steht an der Stelle des »Blauen Bocks« noch die Ruine des ehemaligen Firmengebäudes des Textilgroßhandels Heinrich Mittag AG. Die Straße, an der sich das Gebäude befindet, war im ursprünglichen Straßenverlauf der Altstadt die Weinfaßstraße. Die HO hatte in der Ruine einen Lebensmittelhandel eingerichtet.

Urhebervermerk: Foto: Wolfgang Schreiner, Leipzig | 04.04.1958 | Sammlung IGNah



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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #26 am: 05. August 2021, 06:25:24 »
Die Kreuzung passiert ein Gotha-Zug auf der Linie 2. Hier konnte niemand mehr riskant auf- oder abspringen, die Türen schlossen automatisch und waren während der Fahrt nicht zu öffnen.

Urhebervermerk: GEBR. GARLOFF MAGDEBURG | Foto: unbekannt | Kreuzung Wilhelm-Pieck-Allee/Karl-Marx-Straße | undatiert, ca. 1969 | Sammlung Ralf Kozica



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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #27 am: 06. August 2021, 14:24:52 »
Eine Ansichtskarte wie für Fans der Tatra-Wagen aus ČSSR-Produktion gemacht und die noch dazu den Aufbruch in das neue, moderne Jahrzehnt der 1970er Jahre symbolisiert.

Fast liest sich diese Passage aus einem SED-Parteitagsbericht von 1967 wie eine Forderung heutiger Tage: »Die sozialistische Rationalisierung im Personenverkehr muss dem Ziel dienen, den Zeitaufwand der Menschen für berufliche und private Reisen wesentlich zu senken. Durch einen hohen Grad an Reisekultur, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sollen die Werktätigen … angeregt werden, die … öffentlichen Verkehrsmittel mit zu benutzen. Die Beschleunigung der Reisegeschwindigkeiten – besonders im Berufsverkehr – erfordert den Ausbau leistungsfähiger Hauptstrecken sowie die Organisation des Schnellverkehrs in den Großstädten und ihrer Umgebung.«

In Magdeburg war in den 1960er Jahren die Modernisierung der Straßenbahn, u.a. durch neue Fahrzeuge, unerlässlich für einen stabilen und leistungsfähigen innerstädtischen Nahverkehr. Am 19. April 1969 fand auf dem Alten Markt eine öffentliche Fahrzeugschau der Tatra-Wagen statt, die sich so grundlegend von den Bahnen unterschieden, die die Magdeburgerinnen und Magdeburger bisher kannten.

Der verspäteten Auslieferung des schon für 1968 angekündigten Bauloses mit 8 Triebwagen folgten 1969 umso zügiger 28 Trieb- und 13 Beiwagen. Mit diesen auf dem Betriebshof Stadtfeld beheimateten Fahrzeugen konnte in der zweiten Jahreshälfte 1969 der Linienverkehr auf der »3« und auf der »2« typenrein mit Tatra-Fahrzeugen gestaltet werden. Die Stromversorgungsanlagen ließen jedoch zunächst nur die Bildung von Zwei-Wagen-Zügen (Tw + Tw oder Tw + Bw) zu.

Urhebervermerk: PLANET-VERLAG BERLIN | Foto: Biscan | Karl-Marx-Straße – CENTRUM-Warenhaus - Ratswaageplatz | undatiert, ca. 1973 | Sammlung Ralf Kozica



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/a.2020230394808868/2034001060098468/

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #28 am: 07. August 2021, 07:38:26 »
Den nördlichen Abschluss der Karl-Marx-Straße bildete der Boleslaw-Bierut-Platz mit dem ihn dominierenden Gebäude des Maxim-Gorki-Theaters.

Das heutige Opernhaus wurde 1907 als »Centraltheater« eröffnet. Zunächst war es Varietétheater, ab 1922 dann Operettenbühne. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erfolgte am 21. Dezember 1950 die Wiedereröffnung unter dem Namen »Maxim-Gorki-Theater«. Nachdem ein Brand am 20. Mai 1990 einen Großteil des Bühnenraums zerstört hatte, wurde es für 120 Mio. DM renoviert und am 4. Oktober 1997 als Theater der Landeshauptstadt wiedereröffnet. Seit 2004 ist das Opernhaus Teil der »Theater Magdeburg«.

An diesem Ort gab es vermutlich die meisten Namensänderungen in den letzten drei Jahrzehnten der Stadtgeschichte Magdeburgs:
Boleslaw-Bierut-Platz – Universitätsplatz
Karl-Marx-Straße – Breiter Weg
Maxim-Gorki-Theater – Theater der Landeshauptstadt – Opernhaus

Am heutigen Universitätsplatz trafen einst die Straßenbahntrassen aus der Karl-Marx-Straße (Breiter Weg) und der Erzbergerstraße zusammen und verzweigten sich wieder in nördlicher Richtung zur Neuen Neustadt, zur Alten Neustadt und nach Brückfeld bzw. zum Herrenkrug östlich der Elbe.

1965 wurde die Straßenbahnstrecke in der Erzbergerstraße stillgelegt. Die Ansichtskarte, die 1951 hergestellt sein könnte, zeigt noch rechts am Bildrand einen Triebwagen auf der Linie 11, die zum Industriegelände über Alte Neustadt führte.

Urhebervermerk: Thüringer Bilderdienst, Erfurt | Foto: unbekannt | Magdeburg – Maxim-Gorki-Theater | undatiert | Sammlung Ralf Kozica



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/pcb.2034758553356052/2034756750022899/

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Re: Ansichtskartenreise mit der Magdeburger Straßenbahn
« Antwort #29 am: 07. August 2021, 07:39:08 »
Mehrbildkarte mit dem Maxim-Gorki-Theater (links oben). Und natürlich mit Tatra-Straßenbahnen.

Urhebervermerk: BILD UND HEIMAT REICHENBACH (VOGTL.) | Foto: Biscan | Magdeburg – Maxim-Gorki-Theater – Hauptbahnhof – Jakobstraße – Otto-von-Guericke-Straße – Ratswaageplatz | undatiert, ca. 1979 | Sammlung Ralf Kozica



Quelle: https://www.facebook.com/IGNah.net/photos/pcb.2034758553356052/2034756730022901

 

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