Autor Thema: Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren  (Gelesen 5496 mal)

Offline NGT8D

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Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren
« am: 30. September 2017, 07:25:18 »
Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren

Mancher hat sich vielleicht schon gefragt, weshalb ausgerechnet im Oktober 2017 zahlreiche Veranstaltungen mit historischen Straßenbahnen stattfinden. Es gibt Grund zum Feiern, denn am 16. Oktober 2017 wird die Magdeburger Straßenbahn stolze 140 Jahre alt! Im Mittelpunkt der gemeinsamen Aktivitäten der MVB Magdeburger Verkehrsbetriebe und des Vereins IGNah stehen Sonderfahrten mit historischen Straßenbahnen auf der Linie 77 zu unterschiedlichen Gelegenheiten. Mit der Präsenz der alten Bahnen im Magdeburger Stadtbild wollen wir, MVB und IGNah gemeinsam, im Geburtstagsmonat der Straßenbahn unser gemeinsames Engagement zur Erhaltung der historischen Fahrzeugflotte unterstreichen. Die Linie 77 werden Sie jedoch vergeblich auf dem Liniennetzplan der Magdeburger Verkehrsbetriebe suchen. Denn mit der besonderen Liniennummer 77 wird an die Aufnahme des Straßenbahnbetriebes in unserer Stadt im Jahre 1877 erinnert. Mit der Linienführung der »77« wird die Geschichte der Magdeburger Straßenbahn im besten Wortsinne erfahrbar.

Auf dem Abschnitt Sudenburg – Hasselbachplatz markiert sie die allererste Pferdebahnstrecke, die am 16. Oktober 1877 in Betrieb ging und vom Depot Sudenburg über den Breiten Weg durch die Innenstadt zur Sackstraße (nahe Am Krökentor) führte. Weitere Strecken nach der Neuen Neustadt und Buckau folgten. An allen drei Endpunkten entstanden Depots. Als größtes errichtete die MSEG Magdeburger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft am südlichen Ende das Depot Sudenburg mit Pferdestall, Wagenhalle, Werkstatt und Verwaltung. Es ist als einziges in wesentlichen Teilen in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben und beherbergt heute als Museumsdepot Sudenburg die historische Straßenbahnflotte.

Ab dem Hasselbachplatz führt die »77« durch die Otto-von-Guericke-Straße zum Hauptbahnhof. Diese Trasse gehörte zum Streckennetz der MTAG Magdeburger Trambahn-AG, die ab 1884 als zweite Gesellschaft mit neuen Linien im Wettbewerb mit der MSEG stand und um die Gunst der Fahrgäste warb. Der Hauptbahnhof wurde übrigens am 15. Mai 1873 eröffnet, doch erst 11 Jahre später tangierte erstmals eine Pferdebahnlinie den bedeutenden Eisenbahnverkehrsknoten Mitteldeutschlands.

Ab dem einstigen »Centralbahnhof« folgt die »77« in Ost-West-Richtung einem Linienweg durch die Innenstadt, auf dem am 18. Juli 1899 der elektrische Straßenbahnbetrieb aufgenommen wurde. Die erste elektrisch betriebene Linie führte damals von der Olvenstedter Straße vorbei am Hauptbahnhof über den Alten Markt und die Elbe-Strombrücke auf den Großen Werder.

Die Reise auf der »77« geht jedoch weiter über den Werder und die Alte Elbe zum Heumarkt. Hier war der Ausgangspunkt der Dampfstraßenbahn in den Herrenkrug, die erstmals am 14. Juni 1886 verkehrte und als letzte Linie der Magdeburger Straßenbahn am 21. März 1900 auf elektrischen Betrieb umgestellt wurde. Die Wartehalle an der Endstelle Herrenkrug stammt übrigens noch aus der Dampfbahnzeit und wird derzeit restauriert.

Die Herrenkrugstrecke erlebte eine wechselvolle Geschichte. Zwischen 1973 und 1983 ersetzten aus wirtschaftlichen Gründen Omnibusse die Straßenbahn. Als Dieselkraftstoff aufgrund gestiegener Rohölpreise teurer wurde, kehrte die umweltfreundliche Straßenbahn zurück. Im Sommer 2013 überschwemmte ein Elbehochwasser den Herrenkrugpark und beschädigte auch die Straßenbahnstrecke. Nach einer grundhaften Instandsetzung der Strecke können heute und auch zukünftig die Fahrgäste der »77« in historischen Bahnen die Fahrt auf Magdeburgs schönster Straßenbahnstrecke genießen.

PS: Die Linie 77 wird ausschließlich mit historischen Straßenbahnen im Sonderverkehr befahren. Die kurze Variante führt von der Hartstraße am Alten Markt in den Herrenkrug. Auf der langen Variante fahren die Wagen auf der oben beschriebenen Route.

Wir zeigen hier aus Anlass des Tags der deutschen Einheit am 3. Oktober 2017 Fotos einer Straßenbahnsonderfahrt aus dem Jahre 1994. Sie zeigen eindrücklich, wie sich unsere Stadt verändert hat. Und dass die historische Fahrzeugflotte aus zwei einsatzfähigen Wagen bestand. Angesichts dieser Fotos sind wir sehr, was wir IGNah-Mitglieder und die Mitglieder unserer Vorgängervereine mit der MVB im Laufe der Jahre geschaffen haben. Die Fotos stammen aus der Sammlung unseres Mitglieds Bernd Schubert, der Bildautor ist uns leider nicht bekannt.

Termine:
3.10.2017: Rathausfest zum Tag der deutschen Einheit, Sonderverkehr auf der Linie 77 zwischen Hartstraße (Rathaus) und Herrenkrug
14. und 15.10.2017: Modellbahnausstellung im Museumsdepot Sudenburg mit Sonderverkehr auf der Linie 77 zwischen Sudenburg und Herrenkrug
21.10.2017: Ausflug in den goldenen Herbst. Eine Zeitreise in den Herrenkrug


Hauptportal des Hauptbahnhofes an der Bahnhofstraße


Otto-von-Guericke-Straße vor dem heutigen Maritim-Hotel. Das MVB-Verkehrshaus trägt AEG-Werbung


Otto-von-Guericke-Straße, Einfahrt in die Kantstraße


Straße Am alten Theater, im Hintergrund das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs


Alexanderstraße mit der alten Blockumfahrung am Depot Neue Neustadt


Alexanderstraße, im Hintergrund die Wohnhäuser an der Lübecker Straße


Alexanderstraße


Gleisdreieck Diesdorf, Hannoversche Straße


Im Gleisdreieck an der Endstelle Diesdorf, Hannoversche Straße


Wendemanöver im Gleisdreieck Diesdorf, Ummendorfer Straße


Gleisdreieck Diesdorf, Blick zur Großen Diesdorfer Straße mit dem Westfriedhof


Gleisdreieck Diesdorf, Hannoversche Straße


Gleisdreieck Diesdorf, Hannoversche Straße


Gleisdreieck Diesdorf, Hannoversche Straße


Nordbrückenzug, Markgrafenstraße


Hasselbachplatz, Haltestelle in der Otto-von-Guericke-Straße


Hasselbachplatz, Haltestelle in der Otto-von-Guericke-Straße


Endstelle im Herrenkrug


Eingleisige Strecke aus Großverbundplatten im Herrenkrug


Herrenkrugstraße, vor der Hauptwerkstatt


Jerichower Platz


Herrenkrugstraße, vor der Hauptwerkstatt


Jerichower Platz


Herrenkrugstraße, vor der Hauptwerkstatt


Herrenkrugstraße, vor der Hauptwerkstatt


Herrenkrugstraße, nahe der Hauptwerkstatt


Jerichower Straße


Walter-Rathenau-Straße


Walter-Rathenau-Straße/Kreuzung Gustav-Adolf-Straße (verlängerte Jakobstraße)


Walter-Rathenau-Straße/Kreuzung Gustav-Adolf-Straße (verlängerte Jakobstraße)


Walter-Rathenau-Straße, im Hintergrund der Nordbrückenzug


Halberstädter Straße, Ecke Bergstraße


Halberstädter Straße, Blick Richtung Eiskellerplatz


Halberstädter Straße, Ambrosiusplatz


Halberstädter Straße, Blick stadtauswärts Richtung Endstelle


Endstelle Sudenburg mit der Drogerie Grubitz im Kroatenweg


Depot Sudenburg


Wagenhalle des Depots Sudenburg


Universitätsplatz

Quelle: https://www.facebook.com/pg/IGNah.net/photos/?tab=album&album_id=888432547988664

« Letzte Änderung: 30. September 2017, 07:29:33 von NGT8D »

Offline teilekind

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Re: Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren
« Antwort #1 am: 30. September 2017, 07:49:24 »
war am jerichower platz mal ein gleisviereck?

die reste dort wirken so

Offline Tatra-Fan

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Re: Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren
« Antwort #2 am: 02. Oktober 2017, 08:29:01 »
Ja vorhanden war zumindest die Gleiskreuzung. Da sollte ursprünglich mal die Strecke weitergehen Richtung Heyrothsberge, wurde aber nie umgesetzt.

Offline ex-magdeburger

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Re: Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren
« Antwort #3 am: 02. Oktober 2017, 14:16:15 »
Ja vorhanden war zumindest die Gleiskreuzung. Da sollte ursprünglich mal die Strecke weitergehen Richtung Heyrothsberge, wurde aber nie umgesetzt.

Davon höre/lese ich zum ersten mal. Der neugierde halber: Wo sollte denn die Endstelle sein? Wann wurde die Gleiskreuzung eingebaut?

Offline Tatra T4D 756

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Re: Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren
« Antwort #4 am: 02. Oktober 2017, 20:46:43 »
Ich weiß es zwar nicht, wie es zum Aufnahmezeitpunkt geplant war, aber es gab mal den Plan an der Stadtgrenze einen P+R Parkplatz zu errichten und eine Straßenbahnstrecke bis zu diesem Parkplatz zu bauen. Das ganze sollte dann ähnlich wie in Diesdorf werden. In Olvenstedt an der B1 sollte das Gleiche passieren.

Offline Tatra-Fan

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Re: Mit der Linie 77 - 140 Jahre Straßenbahngeschichte erfahren
« Antwort #5 am: 05. Oktober 2017, 08:25:58 »
Ja die Idee mit dem P+R Parkplatz an der B1 sowohl im Westen am "Neuer Renneweg" als auch im Osten an der "Berliner Chaussee" war im Planungsstand bis 2000 noch vorgesehen.

Allerdings handelt es sich bei der Streckenverlängerung im Osten um eine weitaus ältere Planung. Fährt man vom Jerichower Platz die Jerichower Straße, liegt links die ehemalige Russen Kaserne und rechts ist ein Wohngebiet. Im weiteren Verlauf, wo sich Jerichower Straße und Berliner Chaussee vereinigen, ist bzw war damals zu DDR Zeiten auch noch Industrie angesiedelt.
Der Plan sah vor bis Puppendorf die Straßenbahn zu verlängern (darum ist die Straße nach Heyrothsberge auch heute so breit ;) ), um damit das Wohngebiet und die Industrieflächen besser anzubinden. Hartnäckig hält sich auch immer noch das Gerücht das eine Verlängerung bis nach Heyrothsberge im weiteren Verlauf geplant war, dazu lässt sich aber nix finden was dieses Unterstützt, aber auch nicht widerlegt. Fakt ist, die Straße wurde bis Heyrothsberge großzügig in der Breite Ausgebaut. Die Vielen Gärten dort sind wie so oft, auf augenscheinlichen Freihalteflächen
gesetzt.

Wie so viele Streckenerweiterungen die zu DDR Zeiten umgesetzt werden sollten, wurde auch hier bis auf die Gleiskreuzung nie die Umsetzung durchgeführt. Allerdings waren die meisten geplanten Streckenverlängerungen auch schon älter als die DDR, das meiste was umgesetzt wurde bzw. wieder in die Planungen aufgenommen wurde, stammte aus den 1920ger und 1930ger Jahren.

 

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